Von der Unmöglichkeit Gran Canarias

Gestern war mal wieder ein Besuch im Theaterhaus Jena angesagt (der sich übrigens fast immer lohnt). "Gran Canaria - Die Unmöglichkeit einer Insel" stand auf dem Programm, ein Stück, dessen Ankündigung mich schon fasziniert hat. Zitat:

"Urlaubsidyll mit Kontrastprogramm: Gran Canaria. Hier begegnen sich in einer Hotelanlage die klassische deutsche Touristin mit Obstsalatgelüsten zu allen Tageszeiten, ihr komplett urlaubsabgeneigter Gatte und der Ingenieur, der hochbezahlte Machbarkeitsstudien zur Abwehr unerwünschter gestrandeter Afrikaner erstellen soll. Alle drei scheinen an einem einzigen Tisch und in einer einzigen Situation ihre Vorstellungen von Urlaub, Leben und Politik miteinander zu verhandeln. Ausgetragen auf einer Insel, die als Synonym für eine völlig gespaltene Welt steht. Abstrus und gleichermaßen plausibel treffen hier unterschiedlichste Positionen aufeinander."

Und genau so war es dann auch. Eine Collage von mehr Mono- als Dialogen auf dem interessanten Kontinuum "Urlaubs-entspannte Ehefrau" - "Pauschi-genervter Ehemann" - "Flüchtlingslager-Planer". Irgendwie absurd und doch irgendwann logisch. Die scheinbar komplett nebeneinander verlaufenden Themen laufen während des Stücks immer weiter aufeinander zu, bevor sie sich im Schlussakkord treffen.

Nach nicht einmal einer Stunde ist dann - sehr plötzlich - Schluss und man verlässt, den Schlussakord in den Ohren, etwas verwirrt das Theaterhaus. Dann heißt es Gedanken ordnen. Und sich über den bemerkenswerten letzten Satz freuen, der in etwa so lautete

"In der Planung von Flüchtlingslagern außerhalb von Europa [nämlich in Marokko, Anm. SG] offenbart sich die alte Weltsicht der Trennung vom zivilisierten Zentrum und der wilden Peripherie."

Darüber sollten wir wirklich mal nachdenken!

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